Appell: Mehr in die „Generation Z“ investieren

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Vorbilder mit Leidenschaft für die Charakterbildung junger Menschen sind gefragter denn je: Das Orientierungsjahr Korntal engagiert sich seit 20 Jahren auf diesem Feld

Die häufig als selbstbezogen und unstet gescholtene „Generation Z“ der zwischen 1997 und 2012 Geborenen sollte bei wichtigen Lebensentscheidungen nicht alleine gelassen werden. Vielmehr bräuchten jungen Menschen Begleitung auf dem Weg zu wichtigen Lebensentscheidungen und eine ehrliche Feedbackkultur, hieß es bei einer Podiumsdiskussion anlässlich des 20sten Jubiläums des Orientierungsjahres Korntal.

Die Vielzahl an Wahlmöglichkeiten an Ausbildungs-, Studien- und Arbeitsmöglichkeiten treffe auf junge Menschen, die sich über ihre eigenen Fähigkeiten und Talente oftmals nicht im Klaren seien und ihre Wertvorstellungen erst finden müssten. „Eine große Herausforderung ist heute die Frage, was ich persönlich mitbringe und was ich wirklich möchte. Die ‚Generation Z‘ braucht Vorbilder, an denen sie sich orientieren kann“, sagte Jana Schuppener aus Augsburg, die als Interkultureller Coach und Ausbilderin arbeitet. Wichtig sei es, Geschichten und Lebensläufe erfahrener Menschen zu hören, und diese nach ihren Erfahrungen zu fragen, um eine eigene Langzeitperspektive zu entwickeln.

Es müssen nicht gleich 100 Prozent sein

Der Wunsch, sich vor der Festlegung auf einen Berufsweg in mehreren Bereichen auszuprobieren sei richtig und wichtig. So könne auch ein Auslandseinsatz dabei helfen, „aus der eigenen Komfortzone herauszukommen“, so Schuppener weiter. Dabei dürfe es aber nicht bleiben, sagte sie. Stattdessen seien mutige Schritte gefragt, um einen Weg einzuschlagen, von dem man vielleicht zunächst nicht wisse, ob er zu 100 Prozent passe. Auch Leidensfähigkeit gehöre zum Leben dazu, um nach Rückschlägen weiterzumachen.

Scheitern ist erlaubt

Das bestätigte die Stuttgarter Unternehmensberaterin Ann-Kathrin Kittelberger. „Leistung ist im Arbeitsmarkt heute nach wie vor sehr wichtig. Unternehmen wollen motivierte Mitarbeiter, die zeigen, was sie können und sich auch mal durchbeißen“, sagte sie. Scheitern an sich sei nicht das Problem. „Aber es kommt auf die Fähigkeit an, wieder aufzustehen und weiterzumachen, wenn es mal nicht sofort klappt.“ Dass diese Mentalität auch in der „Generation Z“ vorhanden sei, zeige die hohe Zahl an Firmengründungen in dieser Altersklasse. Auch die Erfahrung von Pandemie sowie von fortgesetzten Kriegen und Krisen in der Welt habe diese Generation gelehrt, dass persönliche Freiheit immer auch die Einschränkung von Sicherheit bedeute.

Charakter wichtiger als Fähigkeiten

Das Orientierungsjahr, kurz „Ojahr“ genannt, wird von Ehepaar Andy und Margit Messner geleitet. Es besteht aus den vier Teilen Berufsfindung, Bibelschule, Charakterbildung sowie nationale und internationale Einsätze. „Man kann Fähigkeiten leichter erlernen als Charakter“, sagte Andy Messner beim Festakt. „Deshalb war es uns von Beginn an wichtig, nicht nur die Berufsorientierung als Ziel zu haben, sondern sie vielmehr mit der Persönlichkeitsbildung des Einzelnen zu vernetzen. Im Ojahr erleben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Kraft der Gemeinschaft und der Fürsorge für den anderen. Das setzt positive Dynamik im Leben frei“, so Messner.

Begeistert vom Einsatz für jungen Menschen

Laut Margit Messner, lohnen sich Leidenschaft und Liebe für die „Generation Z“. Es begeistere sie, an der Entwicklung junger Menschen teilhaben zu dürfen. „Nach zehn Monaten Orientierungsjahr gehen sie ganz anders, als sie gekommen sind. Es ist schön zu sehen, wie sie ihr Potential entfalten, sich ausprobieren und einen Reifungsprozess durchlaufen.“ Dieser Reifeprozess werde seitens des Ojahrs durch eine gelebte Feedbackkultur, durch Coachings und Mentoring unterstützt. Margit Messner: „So lernen die Ojahrler Werte wie Verlässlichkeit, Verbindlichkeit und den anderen zu tolerieren in seiner Andersartigkeit.“ Laut Andy Messner bleibe es die größte Herausforderung für die Teilnehmer, Entscheidungen zu treffen. „Wir ermutigen Sie, Gott ganz bewusst in diesen Prozess mithineinzunehmen, beispielsweise im Gebet, in Zeiten der persönlichen Stille sowie im Lesen der Bibel.“

Das Orientierungsjahr Korntal:

Das Orientierungsjahr Korntal (kurz: Ojahr) wurde 2003 als erstes christliches Berufsfindungsjahr in Deutschland gegründet. In 20 Jahren haben 350 junge Frauen und Männer aus über 74 Ländern das Berufsfindungsjahr durchlaufen. Rund 70 Berufspraktika werden pro Jahrgang organisiert. Dabei arbeitet das Ojahr mit 225 Betrieben in der Region Stuttgart zusammen. 99 Prozent der Absolventen haben nach dem Ojahr einen Arbeitsplatz im kirchlich-sozialen Umfeld gefunden, einen Handwerksberuf erlernt oder eine eigene Firma gegründet. Als einziges christliches Berufsfindungsjahr in Deutschland wird das Orientierungsjahr von einer christlichen Gemeinde getragen. Es ist eingebettet in die gemeindediakonischen Arbeitsfelder der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal. Einzelne Gemeindemitglieder engagieren sich im Ojahr als Begleiter und Mentoren für Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

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